Mit sechzehn wollte ich von der Schule gehen, um Geld zu verdienen – für eine Operation meiner Nase. „Die sieht doch aus wie eine Hexennase – lang und nach vorn gebogen, auch noch ein Höcker drauf: unmöglich!“
Tja, wenn ich das getan hätte, wäre sicherlich als nächster Schritt das Kinn dran gewesen, das sich in meinem Gesicht schwunghaft in Richtung Nase biegt: ebenfalls unmöglich!
Heutzutage sind Operationen am Kinn voll im Trend. Nach Aussagen des New Yorker Schönheitschirurgen Darrick Anteil sind es besonders Männer, die sich diese Region durch Implantate aufmöbeln lassen, denn ein starkes Kinn werde unbewusst mit Autorität, Selbstbewusstsein und Vertrauenswürdigkeit assoziiert.
Auch bei Frauen verheißt ein kantiges Kinn Durchsetzungsvermögen und Erfolg im Job, wie die Diplomsoziologin Anke von Rennenkampff herausgefunden hat. Das verblüffende Ergebnis ihrer Studien zeigte: Personalchefs lassen sich bei der Wahl von Führungskräften weniger vom Geschlecht leiten. Allerdings sind Frauen mit breiten Schultern, kantigem Kinn und eckiger Stirn klar im Vorteil.
Für kreative Berufe werden übrigens Männer und Frauen mit weicheren Gesichtszügen und weniger kantigen Formen bevorzugt! Nicht wenige Firmen beschäftigen sogenannte Facereader, die mit ihrem Wissen bei Marketing und Personalplanung nützlich sind.
Spiegel der Persönlichkeit?
Mein Leben hatte einen anderen Tipp für mich: Ich lernte die Physiognomik kennen. Und die sagt: Jedes Körperteil hat eine Bedeutung, und wenn man die kennt, sieht man es oft in einem völlig anderen Licht.
Nach und nach versöhnte ich mich also mit meiner „Hexennase“ und fand sogar ein Vorbild, mit dem ich mich identifizieren konnte: Barbara Streisand, Powerfrau mit Riesennase, Riesenstimme und Riesentalent. Und sah sie nicht irgendwie auch toll aus?!
Allerdings bewundere ich immer noch die schöne eingebuchtete Nase meiner Freundin Gisela. Und nicht nur die Form, sondern auch ihre Bedeutung: kleine, eingebuchtete Nasen stehen für die Fähigkeit, sich anpassen zu können, was den Großnasen eher schwerfällt.
Interessanterweise hat Gisela jedoch gleichzeitig auch sehr ausgeprägte Wangenknochen, die physiognomisch mit Eigenwilligkeit übersetzt werden. Da gibt es offenbar zwei Seelen, die in ihrer Brust wohnen, wie Goethe schon seinen Faust seufzen ließ.
Tja, und da fängt die Physiognomik an, so richtig Spaß zu machen, finde ich: Dann nämlich, wenn man anfängt, Nase, Mund, Augen, Ohren, Stirn und Kinn miteinander in Beziehung zu setzen. Bloß nicht bei der Deutung einer einzelnen Zone stehenbleiben! Denn erst aus dem spannenden Zusammenspiel aller Zeichen ergibt sich unsere eigene und unvergleichliche Persönlichkeit.
In den Formen lebt der Geist
Johann Wolfgang von Goethe
Was siehst du, wenn du einen Menschen näher anschaust? Was sagen dir seine Augen, seine Hände, seine Gestalt darüber, wie er in der Welt unterwegs ist, wie er sie wahrnimmt und darauf reagiert? Fühlendes Sehen hat der bedeutende Physiognomiker Carl Huter (1861 – 1912) diesen Blick genannt, der den anderen wahrnehmen und verstehen will.
In den Menschen schlummert ein tiefes Bedürfnis, erkannt und verstanden zu werden Und zwar nicht aufgrund einer anmaßenden Küchenpsychologie, sondern mithilfe eines fundierten Wissens, der Physiognomik.
Sich an die eigene Nase fassen
Meist sind wir erleichtert, wenn wir eine Erklärung finden für Widersprüche in unserer Persönlichkeit, mit denen wir schon lange kämpfen.
Besser als eine Operation ist es, diese scheinbaren Widersprüche zu integrieren. Damit sie nicht mehr miteinander im Clinch liegen und uns das Leben schwer machen. Auch dabei kann die Physiognomik eine gute Unterstützerin sein, übrigens durchaus auch im Verbund mit der 5-Elemente-Ernährung!
Gucken kann man lernen
Für Gisela ist es erst einmal wichtig, ihre beiden Seelenanteile zu kennen: der eine, der sich mit ihrem bewussten Wollen gerne anpassen möchte, während der andere sich eigenwillig durchsetzen will.
Tja, auch bei ihrer Nasenspitze müssen wir wohl mal genauer hinschauen: Ist sie leicht geschwollen oder genussvoll gerundet?
Dieses Geheimnis wird erst einmal noch nicht gelüftet. Du erfährst bald mehr über die Bedeutung der individuellen Gesichtsformen, denn Gisela wird an der nächsten Physiognomik-Ausbildung (hier klicken) teilnehmen und darüber berichten – auch über die Geheimnisse ihrer Nase.