Das Wasserelement
Die Wandlungsphase Wasser vertieft das Yin des Metallelements. In der klirrenden Kälte des Winters ruht der Samen regungslos in den Tiefen der Erde. Es ist die Zeit des großen Yins, die Zeit der Stille und Einkehr. So wie der Mensch am Abend zur Ruhe kommt, um sich im Schlaf zu regenerieren, so erholt sich die Natur im Herbst und Winter von der Lebendigkeit im Frühling und Sommer.
Auch das Leben eines Menschen endet mit einem allmählichen Rückzug: im Alter werden wir langsamer, bis wir schließlich im Tod unsere leibliche Existenz verlassen. Das Samenkorn ist das schönste Bild, um Anfang und Ende in der Wandlungsphase Wasser zu verkörpern. In ihm sind alle Kräfte in ihrer Essenz vereinigt. Wenn es Frucht bringen will, muss es sich auflösen, um dem aus ihm hervorgehenden Spross Platz zu machen. Auch während des Lebens sollte sich der Mensch immer wieder „Wasser-Phasen“ einräumen, aus denen er in Einsamkeit und Stille neue Kraft schöpfen kann.
Nicht nur im zeitlichen Nacheinander von Aktivität und Ruhe, sondern auch in der Aktivität selbst sollten wir stets ein Quäntchen Ruhe bewahren, um unser Yang nicht zu verzehren. Entgegen der heute verbreiteten Vorstellung, dass ständig aktiv sein müsse, gilt immer noch das alte Sprichwort: „In der Ruhe liegt die Kraft“. Yin und Yang trennen sich erst im Tod – im Leben sollten sie stets ein dynamisches Gleichgewicht bilden. Ein Mensch mit einem starken Wasserelement hat keine Angst vor der Stille. Er ist dazu in der Lage, in die eigenen Tiefen einzutauchen, um sich dort zu regenerieren.