Ahnst du, wie hilfreich die Physiognomik und das Wissen um die unterschiedlichen Naturelle sein können?
Sicherlich kennst du Menschen, auf die diese Beschreibungen genau zutreffen. Aber es gibt auch solche, die nicht nur einem der Naturelle zuzuordnen sind. Das sind dann die sogenannten sekundären Naturelle. In ihnen verbinden sich die Eigenschaften aus zwei Naturellen. Die meisten Menschen sind solche „Mischungen“! Es ist dann immer spannend herauszufinden, wie sich diese unterschiedlichen, manchmal auch widersprüchlichen Anteile in jedem Menschen auf einzigartige Weise zusammenpuzzeln.
Wir schauen mal weiter
Eine weitere Differenzierung ergibt sich aus den sogenannten Einzelzeichen: Augen, Nase, Mund und Ohren, Stirn, Kinn, Hals, Hände – alle haben eine Bedeutung! Wenn wir einen Menschen physiognomisch betrachten, werden wir im ersten Schritt seinen Körper in seiner Gesamtheit anschauen, um herauszufinden, zu welchem Naturell er gehört.
Im zweiten Schritt werden wir uns dann seinen Hals, seinen Mund, seine Ohren und Augen, seine Stirn und sein Kinn anschauen und übersetzen. Dabei ergeben sich schon sehr starke Differenzierungen der Naturelle.
So kann ein Bewegungsnaturell zum Beispiel die großen Augen und kleine Ohren vom Empfindungsnaturell haben. Damit zeigen sich interessante Brüche. Dieser Mensch sieht die Welt mit empfindsamen Augen und hat im seelischen Bedürfnis, das sich wiederum in den Ohren offenbart, den Anspruch auf Feinheit und geistiges Wachstum.
Abschließend setzen wir die Einzelzeichen in Beziehung zueinander: Wie korrespondieren breite Wangenknochen mit einem zarten Unterkiefer? Physiognomisch stößt hier Eigenwilligkeit auf ein schwaches Durchsetzungsvermögen. Begegnet ist der betreffenden Person das Thema natürlich schon oft, sie hat es aber bisher nicht zuordnen können und wahrscheinlich kräftig bekämpft. Mit dem Handwerkszeug der Physiognomik kann man seine eigene Persönlichkeit noch einmal ganz neu begreifen und scheinbare Widersprüche integrieren.
Anwendung auf die 5-Elemente-Ernährung nach Sooni Kind
Nach meiner Ausbildung bei Wilma Castrian habe ich diese Art, einen Menschen zu betrachten und zu beobachten, in meine Ernährungsberatungen und meine Ausbildungen zum Ernährungs-Berater nach den 5 Elementen einbezogen.
Im Laufe der Zeit habe ich viele interessante Aspekte herausgefunden, die Huter so nicht berücksichtigt oder völlig anders gesehen hat.
Sie speist sich einzig und allein aus den Erfahrungen, die ich in meinen Ernährungsberatungen seit mehr als zwanzig Jahren gesammelt habe.
Naturelle und Stoffwechsel
Jetzt wird es noch interessanter: Es lassen sich Rückschlüsse zwischen den Naturellen und dem Stoffwechselverhalten ziehen!
Ich machte die Erfahrung, dass es etwas gibt, das mit den 5 Elementen alleine nur ungenügend erfasst werden kann. Ich habe dazu viel studiert, habe auch mit TCM Ärzten und der Umweltklinik, damals in Bad Emstal, zusammengearbeitet. Die Ergebnisse helfen mir und meinen Kolleginnen und Kollegen sehr bei den Beratungen:
Bewegungsnaturelle brauchen z. B. mehr tierisches Eiweiß als Empfindungsnaturelle.
Leider essen sie davon oft auch zu viel, und daraus können Probleme im emotionalen und körperlichen Bereich entstehen. Bist du oft aggressiv, hast Bluthochdruck oder Schwindel? Dann täte es dir gut, weniger Fleisch zu essen oder es für eine Weile ganz wegzulassen.
Wenn du aber in deiner Mitte bist, wirst du trotzdem merken, dass dir bei einer veganen Ernährung etwas fehlt. Ganz ohne tierisches Eiweiß geht es bei dir nicht! Da dein Stoffwechsel zu Hitze neigt, ist eine stärkere Einbeziehung von Pflanzenkost auf jeden Fall von Vorteil.
Die 5-Elemente-Ernährung zeigt dir, wie du auch mit Fleisch im Gleichgewicht bleiben kannst.
Empfindungsnaturelle haben einen Stoffwechsel, der nur sehr wenig tierisches Eiweiß benötigt. Wenn du zu diesem Naturell gehörst, möchtest du dich vielleicht am liebsten vegan ernähren. Denn du hast eine hohe Ethik und möchtest nicht, dass Tiere getötet werden.
Empfindungsnaturelle essen nicht nur mit dem Bauch, sondern auch mit dem Kopf.
Die Information, dass Stangensellerie gegen deine Migräne helfen kann, lässt dir gleich das Wasser im Mund zusammenlaufen! Da bist du wirklich einzigartig unter den Naturellen. Getreide und Gemüse machen dich ausgeglichen und fördern deine spirituelle Entwicklung.
Unsere Interpretation der 5-Elemente-Ernährung mit einer überwiegend veganen Ausrichtung ist genau richtig für dich! Wenn du dich überwinden kannst, kleine Mengen fetten Fisch und Eier zu essen, brauchst du nicht einmal eine Substitution von B12. Da dein Stoffwechsel eher zur Kälte neigt, kann dir die 5 Elemente Ernährung zeigen, wie du dich wärmen und vitalisieren kannst.
Ernährungsnaturelle sind die Genießer unter den Naturellen. Glücklicherweise haben sie einen Stoffwechsel, der sie darin unterstützt! Wenn du zu diesem Naturell gehörst, hast du ein robustes Verdauungssystem, das so einiges abkann. So kannst du viel und reichhaltig essen.
Im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Naturellen kannst du die Nahrung super verwerten. Bei dir geht nichts verloren, denn du bist sehr ökonomisch. Die Kehrseite dieser guten Nachricht: du nimmst schnell zu! Am besten nimmst du dir ein Beispiel an Frauen wie der Sängerin Beth Dito, die zu ihren Rundungen steht und wunderschön aussieht!
Doch das ist leichter gesagt als getan. Wie viele Diäten hast du schon hinter dir? Und wie oft isst du aus Frust zu viel und zu schlecht?
Bei drakonischen Maßnahmen zur Gewichtsabnahme verliert die Milz – das ist chinesisch und bedeutet Verdauungssystem – ihre Power und wird schlapp. Dann nimmst du noch mehr zu, und wenn du dann so weiter machst, kannst du auch krank werden.
Die 5-Elemente-Ernährung hilft dir dabei, deinen langsamen Stoffwechsel wieder in die Gänge zu bringen – auch langfristig und ohne Jojo-Effekt!
Ausnahmen bestätigen die Regel
Sicherlich hast du beim Lesen einiges gefunden, was auf dich zutreffen könnte. Ich möchte dich auch sehr ermutigen munter auszuprobieren, denn Probieren geht über Studieren. Wenn du mit dieser Haltung an die Sache herangehst, wirst du wichtige Dinge über dich erfahren können.
Wenn du jedoch ernstlich krank bist, möchten wir dich bitten, keine Experimente auf eigene Faust zu unternehmen!
Und für alle gilt der kölsche Kernsatz: Jeder Jeck ist anders! Was für die 5 Elemente gilt, gilt auch für die Naturelle: Sie beschreiben Erfahrungen und versuchen sie zu systematisieren. Diese Ordnungssysteme bewegen sich aber immer in einem Spektrum von Schwarz und Weiß. Für die Grauzonen braucht man die Erfahrung und Anleitung von Expertinnen und Experten!
Noch spannender: die Pathophysiognomik
Die Pathologie ist die Lehre von den Krankheiten. Aber keine Angst: Eine große Nase heißt nicht, dass der Besitzer oder die Besitzerin lügt wie Pinocchio ?
Auch hier gibt es eine westliche und eine östliche Richtung. Während ich in der Psychophysiognomik den westlichen Ansatz gewählt habe, praktiziere ich in der Pathophysiognomik einen überwiegend aus der japanischen Tradition stammenden Ansatz.
Ich habe beide Varianten gelernt, aber der japanische Ansatz stimmt einfach stärker mit meinen Erfahrungen überein.
Als Pathophysiognomikerin betrachte ich vor allem das Gesicht eines Menschen. Darin haben alle Organsysteme ihre Zonen, in den sie sich zeigen.
Dabei richten wir unsere Aufmerksamkeit weniger auf deren Formen als auf Beschaffenheit und Farbe. Die kann man gut den Zuständen von Yin und Yang zuordnen. In der roten Farbe drückt sich eher Hitze aus, also ein Yang-Zustand, in der weißen eher Kälte, also ein Yin-Zustand. So können dunkelrote und feste Lippen auf eine Magenhitze hinweisen, während geschwollene und weiße Lippen eher auf einen Yin-Zustand im Darm Hinweisen.
Das klingt sehr einfach – für jedes Organ eine Zone, fest oder weich, rot oder weiß. Und klar willst du sofort wissen, wo was liegt, oder?
So einer Art von Pathophysiognomik möchte ich aber nicht Vorschub leisten.
Carl Huter hat die Pathophysiognomik entdeckt, als er die Menschen sehr genau betrachtete und nicht einfach nur Zonen „abklopfte“. Man braucht die Erfahrung aus der Psychophysiognomik, um ein Gespür für die Patho zu bekommen.
Achtung: Eine einzige Zone hat noch keine Aussagekraft. Sie muss in Verbindung gebracht werden mit korrespondierenden Zonen. Denn jedes Organsystem zeigt sich in mehreren Zonen, und die sind oft nicht nur im Gesicht zu finden. Es geht also um den ganzen Körper eines ganzen Menschen.
„Die Kunst des Physiognomikers besteht darin, ein Merkmal im Zusammenhang mit dem Ganzen zu sehen.“
Amandus Kupfer, Schüler von Carl Huter.
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Eine seriöse Diagnose stützt sich nie nur auf eine Methode! Denn keine Methode ist perfekt, und nicht alles, was sich im Körper abspielt, zeigt sich immer im Außen. Ich hatte mal eine schwer nierenkranke Klientin, in deren Gesicht man nichts lesen konnte. Selbst ihr Arzt war darüber erstaunt! Auf der anderen Seite wird nicht jeder Mensch krank, dessen Zonen sehr starke Belastungszeichen aufweisen.
Das physiognomische Betrachten muss also immer durch das Befragen ergänzt werden. Entscheidend ist der Prozess zwischen Klient und Berater.
Wir von Hunvision arbeiten mit dieser einzigartige Methode – unser Wissen aus der Physiognomie, verbunden mit der 5-Elemente-Lehre. So macht uns das aufmerksame Beobachten zu besseren Beraterinnen und Beratern.
Illustrationen: Ulrike von Lennep und Christina Kerps aus dem Buch “Die vegetarische 5-Elemente-Küche” von Sooni Kind und Sabine Spielberg, Joy-Verlag